Auch die zweite Ausgabe der Kaiserstadt Tattoo Expo Aachen überzeugte durch hochkarätige Gäste und die Konzentration auf das Wesentliche: die Liebe zur Tätowierung an sich.
Das Gesamtpaket
Sagen wir’s einfach mal, wie es ist: Im Jahr 2017 gibt es in jedem Kuhkaff eine Tattooconvention und man fragt sich, wer all diese Events überhaupt besucht. Um sich in diesem überbordenden Angebot von Events untereinander abzugrenzen und genug Besucher für sich zu gewinnen, muss man sich als Veranstalter natürlich einiges einfallen lassen oder versuchen, mit Superlativen und Quantität zu punkten. Viele Veranstalter setzen auch auf ein möglichst breit aufgestelltes oder in andere Bereiche erweitertes Programm – meist werden Lifestyle-Themen einbezogen. Das ist teilweise naheliegend und ergibt ein gelungenes und attraktives Gesamtpaket, wie zum Beispiel im Fall der Ink & Ride in Hamburg über die wir in der Oktober-Ausgabe berichteten, wirkt aber auch teilweise bemüht konstruiert und nicht selten scheint der Tattoobereich in den Hintergrund zu rücken.
Die Kaiserstadt Tattoo Expo Aachen, die dieses Jahr zum zweiten Mal in der 100’5-ARENA stattfand, verfolgt den komplett gegensätzlichen Ansatz und konzentriert sich auf das Medium Tattoo an sich, die kreative und hochwertige Arbeit der rund einhundertzwanzig anwesenden Weltklassetätowierer und die optimale Dienstleistung am Kunden. Und obwohl das im ersten Moment sehr reduziert und unspektakulär klingt, steckt hier viel dahinter und die Liebe im Detail.
Das Rahmenprogramm
Die Verneigung vor dem Tätowieren an sich beginnt mit dem liebevoll kuratierten Rahmenprogramm, das die Tattoogeschichte mit der Gegenwart verknüpft und Zukunftsperspektiven aufzeigt. So gibt der Vortrag des renommierten Kunsthistorikers Ole Wittmann einen interessanten Einblick in seine Arbeit, die sich um die Sicherung des Nachlasses der Tattoo-Ikone Christian Warlich und sein neues Buch, die Reproduktion eines Vorlagenalbums des Hamburger Tätowierers Karl Finke dreht. Gastgeber Andreas Coenen zeigte Teile seiner umfangreichen Sammlung und gab so anhand einer Auswahl historischer Tattoovorlagen und -maschinen Einblicke in die internationale Tattoogeschichte. Zukunftsgewandt war hingegen die Präsentation des Tätowierers Matthias Bloßfeld, der bei »Paintline« in Bad Frankenhausen und »Zeitgeist Tattoo« in Bottrop arbeitet, der eine Einführung in digitale Zeichentechniken für Tätowierer gab, die dem ein oder anderen Kollegen nun zukünftig das alltägliche Anfertigen von Flashes erleichtern könnten.
Auch die Präsentation von Originalen kam nicht zu kurz. Nachdem im letzten Jahr eine umfangreiche Ausstellung mit Originalen des Kult-Tätowierers Ed Hardy begeisterte, wurden nun am Donnerstagabend im Rahmen der Eröffnungsparty Arbeiten von Chad Soner, Justin Weatherholtz und Will Lollie von der »Lionheart Tattoo Gallery« in Oberhausen gezeigt. Am Sonntag gab es dann zum Ausklang noch eine Closing-Party bei der die C/O-Galerie mit kunstvollen Werken von Till Pulpanek, Olaf Lobe und Hennes Wasserme von »True Love Tattoo« in Düsseldorf geschmückt war.
Der hohe Qualitätsanspruch des Tätowierer-Line-ups und des Rahmenprogramms spiegelte sich auch im Publikum wider: überall erblickte man sehr stark und vor allem sehr hochwertig tätowierte Besucher. Nichtsdestotrotz fühlen sich in Aachen auch Gäste mit fast keinen oder gar keinen Tattoos wohl, denn die Atmosphäre ist entspannt und das Publikum angenehm gemischt: alle Altersklassen sind vertreten, Stereotypen sieht man kaum.
Das Fazit
Zusammenfassend kann man also sagen: Wer Wert auf ein conventiontypisches Showprogramm mit Livemusik, DJs, Showeinlagen, Preisverleihung und möglichst viel nackter tätowierter Haut legt, der ist auf der Kaiserstadt Tattoo Expo falsch. Wer hingegen eine hochkarätig besetzte Fachmesse mit entspanntem Szenepublikum schätzt ist hier goldrichtig.
Wir freuen uns sehr aufs nächste Jahr.
The Sinner and the Saint Birthday Bash
Das Aachener Tattoostudio »The Sinner and the Saint« lud dieses Jahr im Rahmen der Kaiserstadt Tattoo Expo zur großen Jubiläumssause, um das zwanzigjährige Bestehen des Studios zu feiern. Begossen wurde dies ausgiebig im Musikbunker in Aachen, einer Kult-Location, die seit den 90er Jahren für Konzerte und Partys genutzt wird und durch rohen, urbanen Charme überzeugt.
Im großen Hauptraum trat zum Anheizen die Alternative-Kombo »Ghostmaker« auf und rockte sich die Seele aus dem Leib. Während die Berliner Musiker ihre originelle Mischung aus Rock, Blues und Punk performten, füllte sich der Raum und schließlich war der komplette Musikbunker knallvoll mit Gästen, die zu Ehren von »The Sinner and the Saint« anstoßen wollten. Nach dem Gig übernahm nahtlos DJ Jan, so dass sich die Tanzwütigen noch auspowern konnten.
Somit bleibt nur zu sagen: herzlichste Glückwünsche und vielen Dank für eine angemessen großartige Fete! Und natürlich größtes Lob an das komplette Team und den immerzu präsenten Gastgeber Andreas Coenen, der jedem Einzelnen das Gefühl gab, herzlich willkommen zu sein und sich nicht zu schade war, frühen Partybesuchern zur Stärkung persönlich Pizzateilchen anzubieten.
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